Im Idealfall habt ihr natürlich eine Diagnostik durchlaufen und habt dort eine Empfehlung erhalten. Wenn das bei euch aber nicht der Fall gewesen ist oder einfach nicht auf das Auswertungsgespräch wartet möchtet, dann kann euch dieser Artikel ein bisschen helfen, die richtige Therapie zu finden.

Also zunächst einmal zum Thema ambulante Psychotherapie.

Was ist das eigentlich? Und ist das das richtige für mich?

Die ambulante Psychotherapie ist zumeist bekannt unter dem Namen Gesprächstherapie. Den Namen finde ich aber gerade im Kinder- und Jugendbereich nicht passend. Denn in einer ambulanten Psychotherapie wird nicht nur geredet, sondern es kommen, je nach Therapierichtung, ganz verschiedene Methoden zum Einsatz.

Das was die ambulante Psychotherapie gemeinsam hat, ist ein zumeist wöchentlich stattfindender 50-minütiger Termin bei einem Psychotherapeuten. Die Psychotherapie beginnt zunächst mit einer Art Probetherapie, wo du und auch der Therapeut gemeinsam entscheidet in welche Richtung die Therapie gehen kann und ob ihr beide zusammenpasst. Wichtig dabei ist, dass du entscheiden kannst, ob der Therapeut oder die Therapeutin der richtige für dich ist. Natürlich entscheidet auch der Therapeut in dieser Zeit, ob er oder sie dir helfen kann oder ob eine Psychotherapie wirklich das richtige ist. Es kann also auch sein, dass der Psychotherapeut die Therapie nicht fortsetzen möchte.

Nachdem du nun einen Therapeuten gefunden hast, beantragt ihr gemeinsam ein bestimmtes Stundenkontingent bei der Krankenkasse. Wenn du dann die Bestätigung über die Bewilligung der Stunden bekommen hast, dann kann es losgehen mit der Therapie.

Bei der Richtlinientherapie, also die Psychotherapie, die von den Krankenkassen übernommen werden, unterscheiden wir drei verschiedene Verfahren: systemische Therapie, tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und Verhaltenstherapie. Dabei ist es aber noch wichtig zu erwähnen, dass die systemische Therapie aktuell nur für den Erwachsenenbereich zugelassen ist und deswegen im Kinder- und Jugendbereich leider noch nicht von den Krankenkassen übernommen wird. Das wird sich aber hoffentlich in den nächsten Jahren ändern.

Aber jetzt schauen wir uns mal die einzelnen Therapierichtungen etwas genauer an, damit du die richtige Psychotherapie für dich bzw. dein Kind finden kannst.

Systemische Therapie

In der systemischen Therapie wird die Krankheitssymptomatik immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Kontext, z.B. Familie, Freundeskreis und Schule betrachtet. Es stehen also in der Therapie die Beziehungen und Interaktionen des Kindes und des Jugendlichen mit den Bezugspersonen (meistens Eltern) im Mittelpunkt. Dabei sollen die verschiedenen Perspektiven und Sichtweisen aller beteiligten Personen herausgearbeitet werden. Die Familie und alle Familienmitglieder werden bei einer systemischen Therapie zumeist einbezogen und als Unterstützung für die Behandlung betrachtet. Dabei werden verschiedene familientherapeutische Methoden eingesetzt, um die Familie und die Beziehungen der einzelnen Mitglieder besser zu verstehen, z. B. Familienaufstellungen, Familieninterview, Genogrammarbeit, strukturelle Techniken und so weiter. Das zentrale Therapiethema sind also immer die Beziehungen der einzelnen Familienmitglieder untereinander.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie

Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie geht davon aus, dass die aktuellen Krankheitssymptome als Folge von aktuellen Konflikten in Beziehungen oder von nicht verarbeiteten Beziehungserfahrungen und Konflikten in früheren Lebensphasen entstehen. Dabei spielt in der therapeutischen Arbeit insbesondere die Erarbeitung der zugrundeliegenden unbewussten Motive und Konflikte eine zentrale Rolle. Dabei sind z. B. Grundkonflikte, also typische Konflikte in der Entwicklung, ein wichtiger Bestandteil. Der Therapeut beziehungsweise die Therapeutin versucht hierbei gemeinsam mit dem Patienten die Zusammenhänge und Ursachen zu erarbeiten, um dadurch Veränderungen im aktuellen Erleben und Verhalten zu erreichen. Die therapeutische Beziehung spielt da als Möglichkeit der aktuellen und verändernden Beziehungserfahrung eine zentrale Rolle. In der therapeutischen Arbeit kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, um das unbewusste sichtbar zu machen, z. B. in Form von Erzählungen und bei jüngeren Kindern insbesondere im Spiel. Ziel ist es dabei, die Sprache des Unbewussten zu übersetzen und die dahinterliegenden Sorgen, Ängste und Gefühle sichtbar zu machen.

Verhaltenstherapie

Die Verhaltenstherapie orientiert sich im Gegensatz zu den anderen Therapieformen an den bewussten und nichtbewussten Lernprozessen. Dabei wird zu Beginn der Behandlung zunächst einmal gemeinsam mit den Patienten erarbeitet, welche Bedingungen ihrer oder seiner Lebensgeschichte und der aktuellen Lebenssituation zur Entstehung und Aufrechterhaltung der psychischen Symptomatik beigetragen haben. Die Lernprozesse geben dann die Möglichkeit neue Verhaltensweisen zu erlernen oder unerwünschtes Verhalten zu vermindern. In der Verhaltenstherapie sollen die Patienten zur aktiven Veränderung ihres oder seines Handelns, Denkens und Fühlens motiviert werden. Dabei findet insbesondere auch eine Betrachtung der vorhandenen Stärken und Fähigkeiten statt. Als Methoden werden ganz verschiedene eingesetzt, so gibt es z. B. Konfrontationstechniken bei Ängsten (z. B. sich seinen Ängsten stellen), Belohnungsverfahren, Erlernen von Techniken zur Stärkung des Selbstbewusstseins, Achtsamkeitstechniken oder Techniken zur Verbesserung der Impulskontrolle.

Aber welche Therapie ist die richtige für mich?

Das ist gar nicht so einfach zu sagen, denn jede Person ist anders und individuell in ihren Stärken und Schwächen und in ihren eigenen Erwartungen an die Therapie. Ich würde euch natürlich gerne eine Einheitslösung geben, aber das ist leider nicht möglich und würde euch nicht gerecht werden. ABER es gibt trotzdem eine Empfehlung von mir, wie ihr herausfinden könnt, welche Therapie die richtige für euch ist.
Um herauszufinden, welche Therapierichtung die richtige für euch ist, könnt ihr das Problem von zwei Seiten angehen.
1. Ihr könnt euch eure eigenen Bedürfnisse, Anforderungen und Erwartungen anschauen
2. Ihr könnte eure individuelle Symptomatik betrachten

Eigene Bedürfnisse, Anforderungen und Erwartungen

Jeder von uns hat eigene Erwartungen an eine ambulante Psychotherapie. Dabei spielen deine Wünsche eine große Rolle. Wenn du diese Strategie für dich verwenden möchtest, dann solltest du dir folgende Fragen stellen und sei dabei gerne ehrlich und gesteh dir ruhig ein, wenn etwas nicht richtig passt. Diese Übung kannst du für dich allein machen, aber natürlich, wenn es um eine Therapie deines Kindes geht, dann solltest du diese Fragen auch gemeinsam mit deinem Kind betrachten beziehungsweise für dein Kind beantworten.

  • Möchte ich oder mein Kind mit unbewussten Konflikten arbeiten?
  • Möchte ich oder mein Kind eher an der Vergangenheit und meinen bisherigen Erlebnissen arbeiten?
  • Habe ich oder mein Kind das Gefühl, dass die aktuelle Symptomatik einen aus unserer Vergangenheit entstanden sein könnte und möchte ich diese aufarbeiten?

Wenn ihr eine oder mehrere dieser Fragen mit JA beantwortet habt, dann solltet ihr gemeinsam über eine tiefenpsychologische Therapie nachdenken.

  • Habe ich oder mein Kind das Gefühl, dass die Symptomatik insbesondere durch unsere Interaktion der einzelnen Familienmitglieder bzw. deren Beziehungen entstanden ist?
  • Wünschst du oder dein Kind eine Betrachtung des kompletten Familiensystems und möchtest du als Elternteil stark in den therapeutischen Prozess eingebunden sein?
  • Wärst du als Elternteil bereit selber eine Psychotherapie in Anspruch zu nehmen?
    Wenn du diese Fragen mit JA beantworten konntest, dann solltet ihr gemeinsam über eine systemische Therapie nachdenken.
  • Möchtest du oder dein Kind gerne konkret an dem aktuellen Verhalten deines Kindes arbeiten?
  • Wünschst du oder dein Kind dir eher konkrete Tipps zur Verhaltensänderung bzw. Veränderungen von Gedanken und Einstellungen?
  • Ist eine Betrachtung der Vergangenheit bzw. der bisherigen Lernerfahrungen für dich zwar interessant, aber nicht der alleinige Veränderungsfaktor?

Wenn du diese Fragen mit JA beantworten konntest, dann solltet ihr gemeinsam über eine Verhaltenstherapie nachdenken.

Aber welches Therapieverfahren soll ich jetzt wählen?

Die richtige Wahl für ein Therapieverfahren ist als Eltern zumeist sehr schwer und kann auch überfordern. Deswegen würde ich dir empfehlen darüber noch einmal mit einer Fachperson, also zum Beispiel einer Psycholog/in oder einer Kinder- und Jugendpsychiater/in. Die können dich meist individueller beraten und auch anhand der Symptomatik eine Therapieform empfehlen.

Wenn du dir noch unsicher bist, schreib mir doch gerne deine Fragen in die Kommentare unter diesem Artikel oder schreib mir eine E-Mail an kontakt@timotherapiefuchs.de

Was sind deine Erfahrungen in der Entscheidung für ein Therapieverfahren? Ich würde mich wirklich sehr freuen von dir zu hören.

© 2024 Timo Therapiefuchs | 
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